Mein Herr und mein Gott!

Apostel Thomas zu Jesus in Johannes 20,28

Ostergr��e 2015

In den vergangenen Wochen der Fastenzeit bereiteten wir uns auf das Osterfest vor - das große Fest der Freude über unsere Erlösung durch Christi Tod und Auferstehung! Die theologische Bedeutung dieses größten christlichen Festes kennen wir wohl alle. Wir sollten jedoch auch die entscheidende Frage dazu stellen: Was hat die Erlösung der Menschheit durch Jesu Leiden und Kreuz mit mir persönlich zu tun? Welche Konsequenzen folgen aus dem Wissen um diese christlichen Glaubensgeheimnisse für mein ganz Perönliches Leben?

Fan oder Nachfolger - so lautet der Titel eines Films, den k�rzlich Maria M. für die Teilnehmer des "Wochenendes mit Gott" bei uns im Haus ausgewählt hatte. Genau diese Frage m�ssen wir uns wohl alle persönlich stellen: Fan aus der Ferne oder Nachfolger mit Perönlichen Konsequenzen für mein eigenes Leben?

Weg der Umkehr
Dabei ist der Weg der christlichen Erlösung immer zun�chst ein Weg der Umkehr und verlangt von uns die Bereitschaft, das zu lassen, was dem Geschenk der Erlösung entgegensteht. Gehen wir diesen Weg der Umkehr ganz aufrichtig, können wir in der Liebe und Einfachheit vor Gott immer mehr wachsen und in der Kraft der Unterscheidung eine immer größere Entschiedenheit für Christus finden... Und dann an Ostern ganz freien Herzens in den Ruf der Auferstehung einstimmen: Alleluja - Gott ist groß!

Gott ist einfach und Glauben macht frei
Dabei ist in unserer Gesellschaft, die so großen Wert auf Entwicklung, Fortschritt und Leistung legt, sicher die Gefahr naheliegend, auch die Sorge um das geistliche Leben an einem bestimmbaren Fortschritt - vielleicht der Gebetszeit, der Gebetsintensit�t oder sogar der apostolischen Leistungsf�higkeit - zu messen. Klassifizierungen, Gebetsstufen, Optimierung im Apostolat können ggf. �u�ere Hilfen in B�chern oder Unterweisungen sein, jedoch werden sie ganz unwichtig, wenn es um ein Leben im Heiligen Geist und die Freundschaft mit Gott geht. Denn Gott ist einfach! Dieser Satz von Johannes Chrysostomus meint: Zu Gott zu kommen heißt, unsere urspr�ngliche Einfachheit wiederentdecken. Der Mensch in der Sünde und Gottesferne ist nicht einfach, er ist kompliziert. Wer den Weg der Einfachheit gehen will, wird frei - frei von allem Rechnen und Abw�gen, frei von eigenen Vorstellungen, sowie auch von Erwartungen anderer Menschen.

Liebe um der Liebe willen
Was dann die Liebe in unseren Herzen zum Strahlen bringt, ist nicht das Maß der Gebetszeit oder theologische H�henfl�ge, sondern reine Liebe um der Liebe willen. Vertrauen und Liebe, die nicht mehr etwas erreichen oder erlangen wollen, sondern unser Herz ganz für den Willen Gottes in jeder Situation des Lebens Öffnen. Wenn wir bereit sind, Gott über unser eigenes Leben verf�gen und uns ganz vom Heiligen Geist, der die Liebe ist, führen zu lassen, zeigt er uns mit Leichtigkeit die Mittel und Wege, die uns näher zum Herrn führen.

Gebet und Zufriedenheit
Auf diesem Weg mit Gott nichts haben und nichts festhalten zu wollen, ist auch für unser Gebet von Bedeutung: "Du fragst dich, habe ich heute schon gut gebetet? - Suche nicht, herauszubekommen, wie tief deine Ergriffenheit war, oder wieviel tiefer du heute das Wesen Gottes verstanden hast; frage dich: Erfülle ich Gottes Willen besser als zuvor?" (nach Theophan der Einsiedler). So kann man die Frage nach dem Perönlichen Fortschritt im geistigen Leben ganz einfach beantworten: "Geistlicher Fortschritt ist dort gegeben, wo die Zufriedenheit mit Gott und der Friede in dem von ihm geschenkten Leben zunehmen und wachsen, gleich, ob Gott in das Gelobte Land oder durch die W�ste und die Dunkle Nacht geführt hat." P. M. Schneider

Die Liebe drängt
Die Heilige Theresia v. Avila führt den Gedanken weiter: "Es kommt nicht darauf an, wieviele Fortschritte wir in unserem geistlichen Leben zu verzeichnen haben. Viel wichtiger ist, dass wir Gott immer wieder und überall loben und ihm danken können und andere dazu bringen, dass auch sie Gott preisen." Damit ist der geistliche Fortschritt kein Kreisen um die eigene Vollkommenheit, vielmehr trägt sie eine apostolische Dimension. Wer näher zu Gott kommen möchte, wird dies nicht ohne seine Mitmenschen tun können: Denn die Liebe Christi drängt uns... 2 Kor 5,14

In Dankbarkeit gegenüber dem Himmel und all unseren Unterst�tzern gr��en euch ganz herzlich mit dem Osterruf: "Alleluja - der Herr ist wahrhaft auferstanden!" Eure Ancillae Domini